
Science City Jena traf am Sonntagnachmittag in der Sparkassen-Arena auf Alba Berlin und erlebte einen bitteren Basketballnachmittag mit letztlich klaren Verhältnissen. 3.125 begeisterte Zuschauer verwandelten das Spielfeld in einen Hexenkessel, doch am Ende reisten die Gäste als verdiente Sieger zurück in die Hauptstadt. Mit 97:78 setzte Alba Berlin ein deutliches Zeichen und nutzte die Schwächen des Gegners kompromisslos aus.
Berliner Entschlossenheit – Alba Berlin gibt den Takt vor
Alles begann mit einem Paukenschlag: Alba Berlin setzte von Beginn an auf Tempobasketball und überraschte Jena sichtlich. Die Gäste starteten wie entfesselt, holten schon im ersten Viertel eine 27:15-Führung heraus. Vor allem die hohe Trefferquote aus dem Feld – knapp 49 Prozent in der Halbzeit – brachte Alba rasch in die Spur. Jena, anfangs von der Berliner Intensität überrumpelt, schwankte zwischen Einzelaktionen und fehleranfälligem Zusammenspiel. Mit schnellen Pässen, schnellem Umschaltspiel und konsequenten Fastbreaks erzielte Alba allein 14 Punkte aus blitzschnellen Gegenstößen. Die Berliner agierten variabel, nutzten konsequent die Lücken beim Gegner und füllten das Scoreboard stetig.
In der Berliner Defensive überzeugten vor allem zwei Dinge: die dominante Präsenz beim Rebound – 27 defensive Abpraller attestieren das – und konsequentes Ausboxen. Schnell wurde klar, dass Alba mit physischer Stärke und cleverem Stellungsspiel dem Kontrahenten kaum Raum ließ. Die Zahl der Assists, also punktbringender Zuspiele ans Brett, war mit 25 beeindruckend hoch: Hier zahlte sich Teamwork aus.
Science City Jena bleibt kämpferisch, doch entscheidende Momente gehen verloren.
Science City Jena zeigte Charakter – aufgeben kam nicht infrage. Immer wieder bäumte sich das Team gegen die Hochgeschwindigkeitsoffensive der Gäste auf. Vor allem die Distanzwürfe ließen die Fans hoffen: In der ersten Hälfte versenkten die Jenaer 42 Prozent ihrer Dreierwürfe, eine einprägsame Stärke an diesem Nachmittag.
Im weiteren Verlauf aber geriet Science City Jena ins Straucheln. Zwar erzielte man beachtliche 16 Punkte aus zweiten Chancen, doch individuelle Fehler rissen immer wieder Löcher ins eigene Spiel. 14 Ballverluste nutzte Alba Berlin gnadenlos aus und baute die Führung aus. Die Moral blieb hoch, doch die Berliner Defensive zwang Jena oft in schwierige Abschlusspositionen. Das Zusammenspiel geriet ins Stocken; lediglich 13 Assists stehen nach 40 Minuten zu Buche. Im Basketball ist das ein Warnsignal, denn nur mit ausgewogenem Passspiel kann man auf diesem Niveau mithalten.
Auch die Rebound-Bilanz liest sich ernüchternd: Trotz kämpferischer Einstellung konnte Jena lediglich 40 Abpraller sichern, wobei die entscheidenden Duelle unter dem Korb in kritischen Szenen meist nach Berlin gingen. Die Freiwurfquote hingegen stimmt optimistisch – mit 78 Prozent bewiesen die Thüringer Nervenstärke an der Linie.
Alba Berlin dominiert mit Tiefe und Präzision.
Was am Ende für den deutlichen Sieg sorgte, war die beeindruckende Breite im Berliner Kader. Keine One-Man-Show, sondern eine ausgeglichene Leistung machte Alba für Jena unberechenbar. Mehrere Schützen punkteten zweistellig, jeder brachte sich in verschiedenen Phasen entscheidend ein. Die Trefferquote aus dem Feld stieg bis zum Schluss auf starke 53 Prozent – damit war Alba Berlin über die gesamte Spielzeit schwieriger zu verteidigen, ließ den Ball laufen und fand immer wieder freie Würfe.
Auch defensiv blieb das Team stabil. 42 Rebounds unterstrichen die Kontrolle unter den Brettern, während die Berliner mit 9 Steals immer wieder Jenas Aufbautaktik zwangen, neu zu ordnen. Im vierten Viertel und besonders in der Schlussphase zeigte sich Berlins Konditionsstärke: Frische Spieler, klug eingesetzte Auszeiten und konsequentes Umschalten ließen keinen Zweifel daran, wer das Spiel dominierte. Die Mannschaft hatte nicht nur spielerische Klasse, sondern bewies gegen Jena auch die nötige Nervenstärke.
Die einzige Schwäche Berlins lag in der ersten Hälfte in der Dreierverteidigung. Hier konnten die Gastgeber ihre Qualitäten kurzzeitig ausspielen und die Partie offen halten. Doch als die Berliner die Kontrolle zurückgewannen, hatte Jena keine Lösung gegen die vielschichtige Offensivtaktik und die kompakte Verteidigung.
Berliner Meisterschaftsansprüche, Jena mit Lichtblicken
Am Ende ging Science City Jena gegen Alba Berlin als Außenseiter vom Feld – doch die junge Mannschaft bewies Moral und vereinzelt Spielwitz. Dreierwürfe und zweite Chancen zeigten, dass Offensive für Überraschungen sorgen kann. Doch wenn die Passwege versperrt und Fehlwürfe gnadenlos bestraft werden, fehlt die Erfahrung, sich gegen Spitzenteams wie Alba Berlin vollends zu behaupten.
Alba Berlin überzeugte sowohl individuell als auch im Kollektiv. Präzise Wurfquoten, breites Scoring und diszipliniertes Teamplay unterstrichen die Favoritenrolle. Jena dürfte sich an der Freiwurfstärke und an einzelnen Offensivaktionen messen – für künftige Begegnungen bleibt aber die Erkenntnis, dass mehr Teamplay, bessere Ballkontrolle und weniger Turnovers nötig sind. Für die Fans bedeutete das Spiel ein stimmungsvolles Basketball-Erlebnis: zwei Mannschaften, die hochklassigen Sport und Leidenschaft boten.
Der Berliner Weg könnte am Ende der Saison zum Titel führen. In Jena wächst eine junge, ehrgeizige Mannschaft heran, die mit Engagement und einer verbesserten Spielstruktur auch gegen große Teams für Überraschungen sorgen kann. Die Zuschauer dürfen also gespannt sein auf das, was diese Basketball-Saison noch bereithält.
Alba Berlins Headcoach Pedro Calles:
„Zuerst möchte ich unseren Spielern zum ersten Sieg gratulieren, weil das mit einer jungen Mannschaft nie einfach ist. Wir konzentrieren uns auf den Lernprozess. Deshalb freuen wir uns über den ersten Erfolg. Ich bin auch happy, dass alle spielen konnten. Insgesamt haben 12 Spieler mitgemacht. Wir wollen, dass alle dabei bleiben und sich engagieren. Natürlich wollen wir besser werden, aber ich denke, dass wir heute diszipliniert nach unserem Spielplan gespielt haben. Das war der Schlüssel für den Sieg.“
Science City Jena: Osobor 15 Punkte, Washington 14, Wieskamp 12 (11 Reb.), Dunn-Martin 11, Krause 7, Braxton 5, Bank 5, Christen 3, Carter 3, Lang 2, Herrera 1, Bohannon
ALBA Berlin: Delow 20 Punkte, Bean 15, Roberts 13, Hermannsson 9, Mattiseck 9, Kayil 8, Ellis 7, Griesel 6, Wood 5, Bennefeld 2, Hundt 2, Agbakogo 1
- Quelle: Redaktionsbüro Jena
- Agentur: Redaktionsbüro Jena
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