Rote Bank in Jena: Ein deutliches Signal gegen häusliche Gewalt und für mehr Schutz – Zahlen und Fakten verdeutlichen die Dringlichkeit
Jena hat seit heute ein neues, symbolträchtiges Wahrzeichen: eine leuchtend rote Bank. Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche und Gleichstellungsbeauftragte Dr. Kerstin Haupt enthüllten die Sitzbank auf der Freifläche am Platanenhaus in der Unterlauengasse, um ein starkes Zeichen gegen häusliche Gewalt zu setzen. Die Einweihung fand am Vortag des internationalen Frauentags statt und zog zahlreiche Gäste und Akteure an.
„La Panchina Rossa“: Ein internationales Projekt gegen Gewalt mit wachsender Bedeutung
Die Idee der roten Bank stammt aus Italien, wo 2016 das Projekt „La Panchina Rossa“ ins Leben gerufen wurde. Die rote Farbe symbolisiert das Leben und erinnert gleichzeitig an die Leere, die entsteht, wenn Menschen Opfer von häuslicher Gewalt werden. Sie soll aber auch Hoffnung geben und Betroffene ermutigen, Hilfe zu suchen. Mittlerweile stehen rote Bänke in vielen Städten weltweit, darunter auch in Deutschland, was die wachsende Bedeutung des Themas unterstreicht.
Jena setzt ein Zeichen für die gesamte Stadtgesellschaft und rückt ein tabuisiertes Thema in den Fokus
Die Gleichstellungsstelle Jena hatte in den vergangenen Jahren zum Frauentag Aktionen für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung organisiert. In diesem Jahr entschied man sich für ein Zeichen, das in die gesamte Stadtgesellschaft hineinwirkt. „Ich bin unserer Gleichstellungsstelle sehr dankbar für diese Initiative“, betonte Oberbürgermeister Nitzsche. „Häusliche Gewalt ist ein Thema, das in unserer Gesellschaft zu wenig Beachtung findet. Ein Großteil der Opfer – rund 80 Prozent – sind Frauen. Aber es gibt auch männliche Opfer häuslicher Gewalt, denen ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.“
Gewaltfreiheit als Menschenrecht und erschreckende Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit von Maßnahmen
„Die Einweihung am internationalen Frauentag unterstreicht, dass Gewaltfreiheit ein Menschenrecht und Grundlage für Gleichberechtigung ist“, betonte Dr. Helga Herzfeld, stellvertretende Landesgleichstellungsbeauftragte. Sie wies darauf hin, dass Gewalt gegen Frauen viele Formen hat und nach wie vor erschreckend weitverbreitet ist. „Es darf nicht länger Wirklichkeit bleiben, dass Gewalt so zum Alltag gehört, dass ein Viertel aller Frauen Gewalt erfährt und jeden zweiten Tag eine Frau in Deutschland von ihrem (Ex-)Partner getötet wird“, so Dr. Herzfeld.
Neue Schutzangebote und verbesserte Finanzierung durch Thüringer Chancengleichheitsfördergesetz
Gleichstellungsbeauftragte Dr. Kerstin Haupt dankte allen Beteiligten und verwies auf das Thüringer Chancengleichheitsfördergesetz, das im vergangenen Sommer verabschiedet wurde und seit dem 1. Januar 2025 in Kraft ist. Es sichert die Finanzierung von Gewaltschutzeinrichtungen aus Landesmitteln. Besonders erfreulich sei, dass nun auch eine landesfinanzierte Schutzwohnung für nicht weibliche Gewaltopfer geplant sei, die in Jena entstehen soll. Aktuell wird mit einem erfahrenen Träger und dem Projekt A4, das seit Jahren männliche Gewaltopfer berät, an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet. Auch regionale Akteure der LSBTIQ-Community werden einbezogen.
Jenaer Frauenhaus: Wichtige Anlaufstelle mit steigenden Opferzahlen und dringendem Handlungsbedarf
Die rote Bank in Jena trägt die Aufschrift „Kein Platz für häusliche Gewalt“ und verweist per QR-Code auf das Jenaer Frauenhaus, das seit Jahresbeginn von der Kindersprachbrücke Jena e.V. getragen wird. Einrichtungsleiterin Kathrin Hampel berichtete von steigenden Opferzahlen: Laut polizeilicher Kriminalstatistik stieg die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent auf über 256.000. 28 Frauen mit 27 Kindern suchten 2023 Zuflucht im Frauenhaus Jena, 107 Frauen ließen sich ambulant beraten. Hampel betonte die Wichtigkeit von Schutz- und Interventionsmöglichkeiten, mahnte jedoch an, dass das Thema häusliche Gewalt trotz Landesfinanzierung weiterhin auf kommunaler Ebene präsent bleiben müsse.
Vielfältige Schutz- und Interventionsmöglichkeiten in Jena: Ein Netzwerk für Betroffene
In Jena existieren mittlerweile vielfältige Schutz- und Interventionsmöglichkeiten bei häuslicher Gewalt: das Frauenhaus mit sechs Familienplätzen, eine Fachberatungsstelle, ein 24-Stunden-Notruf und ein aktives Netzwerk.
Einladung an alle: Gemeinsam gegen Gewalt
Die „Rote Bank“ in Jena ist ein Ort des Gedenkens, der Hoffnung und der Information. Sie lädt alle Menschen ein, sich mit dem Thema häusliche Gewalt auseinanderzusetzen und ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen.