Auszeichnung für Hybridgläser: Renommierter Chemie-Preis geht an Jenaer Forscher Prof. Dr. Lothar Wondraczek

JENA │ Große Anerkennung für die Jenaer Materialwissenschaft: Prof. Dr. Lothar Wondraczek von der Friedrich-Schiller-Universität hat als Teil eines internationalen Forschungsteams den prestigeträchtigen „Dalton Horizons Prize“ der britischen Royal Society of Chemistry erhalten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden damit für die Entdeckung neuartiger Hybridgläser geehrt, die sich beispielsweise als hochmoderne Membranmaterialien zur Trennung unterschiedlicher Gase eignen.

Ordnung in Unordnung: Die Chemie der Hybridgläser

„Für mich bedeutet die Ehrung vor allem eine große Bestätigung unserer Arbeit – sowohl gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus allen Enden der Welt, als auch in unserer Gruppe unmittelbar hier in Jena“, erklärt Lothar Wondraczek, der den Lehrstuhl für Glaschemie am Otto-Schott-Institut leitet. „Gläser bleiben eine spannende Materialklasse.“ Während sich klassische Gläser chemisch gut beschreiben ließen, böten sie nur wenige Freiheitsgrade, um ihre Struktur gezielt zu beeinflussen. „Gerade diese Grenze könnten die sogenannten Hybridgläser nun aber überwinden“, so Wondraczek.

Diese neuartigen Gläser kombinieren die Möglichkeiten sogenannter metallorganischer Gerüstverbindungen (MOFs), komplexe Strukturen zu erzeugen, mit den klassischen, gut formbaren Eigenschaften von Glas. „MOFs haben sehr interessante Anwendungsmöglichkeiten, werden aber meist zunächst nur als Pulver synthetisiert“, führt der Jenaer Forscher aus. Sein Team beschäftigt sich alternativ mit der Schmelzbarkeit dieser Pulver, ohne dass sich das Material zersetzt. So können komplexe Formen für konkrete Anwendungen erzeugt werden. „So konnten wir beispielsweise eine optische Linse herstellen, deren Lichtbrechungseigenschaften davon abhängen, welche Gase in der Umgebung gerade anwesend sind.“

Auszeichnung für exzellente internationale Teamarbeit

Der Dalton Horizons Prize wird für bedeutende Entdeckungen oder Fortschritte in der anorganischen Chemie verliehen und legt einen besonderen Fokus auf die Teamarbeit. „Der Preis wird ausdrücklich an internationale Forschungsteams vergeben“, betont Wondraczek. „In unserem Fall waren das nicht weniger als 17 Forscherinnen und Forscher aus zehn Ländern.“

Besonderen Dank spricht Wondraczek dabei an Prof. Thomas Douglas Bennett von der University of Canterbury in Neuseeland aus, der 2022 und 2023 im Rahmen eines „Excellence Fellowship“-Programmes an der Universität Jena geforscht hat. „Prof. Bennett hat dieses Forschungsfeld nicht nur maßgeblich vorangebracht, sondern für viele von uns überhaupt erst eröffnet“, ergänzt Wondraczek. Aus den frühen Arbeiten sei heute ein herausragend international vernetztes Forschungsfeld entstanden. „Den Forschungspreis verstehen wir als großartige Motivation, diesen Weg auch zukünftig weiterzugehen.“