Opus magnum über Gregor Mendel: Jenaer Wissenschaftshistoriker Hoßfeld ausgezeichnet

JENA/PRAG │ Eine hohe wissenschaftliche Ehre für einen Forscher der Friedrich-Schiller-Universität Jena: Apl. Prof. Dr. Uwe Hoßfeld wurde am 21. Juni mit der Caspar-Friedrich-Wolff-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie (DGGTB) ausgezeichnet. Der Biologiedidaktiker und Wissenschaftshistoriker erhielt die Auszeichnung gemeinsam mit seinen Fachkollegen Michael Mielewczik (Adlikon, Schweiz) und Michal Simunek (AdW Prag, Tschechische Republik).

Geehrt wird das Trio für sein mehr als 600 Seiten umfassendes „Opus magnum“ mit dem Titel „Gregor Mendel. Versuche über Pflanzen-Hybriden“, das sie in den letzten zehn Jahren gemeinsam erarbeitet haben. Das 2024 bei Springer erschienene Buch enthält einen ausführlich kommentierten Nachdruck von Mendels Veröffentlichungen, umfassende Verweise zu dessen Leben und Werk, eine Darstellung der Rezeption seiner Arbeit seit 1865 sowie der sogenannten Wiederentdeckung nach 1900. Abgerundet wird es durch eine fundierte Analyse der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung von Mendels Arbeiten. Die Verleihung fand anlässlich der 33. Jahrestagung der DGGTB zum Thema „Aristokratie und Naturwissenschaft“ in Prag statt. Für Hoßfeld ist es nicht die erste Ehrung dieser Art: Bereits 2022 erhielt er für seine Verdienste die renommierte Mendel Memorial Medal in Brünn.

Zwei Jahrzehnte fruchtbarer Kooperation mit Prag

Die prämierte Publikation ist auch das Ergebnis einer langjährigen internationalen Zusammenarbeit. „Die Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Universität Jena kooperiert seit inzwischen zwei Jahrzehnten mit der Akademie der Wissenschaften in Prag“, bestätigt Uwe Hoßfeld. In dieser Zeit gab es gemeinsame Forschungen zu einem breiten Themenspektrum, darunter Eugenik und Rassenkunde, Pflanzenzüchtung, die Visualisierung der Vererbungslehre, „Euthanasie“ und Biologie in der NS-Zeit. Auch Arbeiten zu Gregor Mendel und dem Komplex „Genetik und Schule“ standen im Fokus.

Mendels Erbsen: Der Ausgangspunkt der Genetik

Der Augustinermönch Gregor Mendel (1822-1884) legte mit seinen Experimenten den Grundstein für eine völlig neue wissenschaftliche Disziplin. Im Frühjahr 1854 begann er, mit Gartenerbsen (Pisum sativum) Kreuzungsversuche anzustellen. Seine Versuche an über 28.000 Erbsenpflanzen sicherten ihm posthumen Weltruhm und etablierten die Genetik. Die Ergebnisse stellte er erstmals 1865 in zwei Vorträgen im naturforschenden Verein in Brünn vor; 1866 folgte die Drucklegung. Seitdem, so der Stand der Biologiegeschichte, entfalten die Mendelschen Regeln einen unvorhersehbaren Einfluss auf Biologie, Landwirtschaft und Wissenschaft und inspirieren seit 160 Jahren immer wieder neue Generationen von Forschern. Die Caspar-Friedrich-Wolff-Medaille selbst wird für besondere Verdienste um die Biologiegeschichte verliehen, ist undotiert und nach dem Begründer der Embryologie, Caspar Friedrich Wolff (1734-1794), benannt.

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